Provokation, Polizeiwillkür und bekennende Nazis
(Fotos zum Vergrößern Anklicken)



















































































Vom Graben kommend bin ich mit den, vom Stephansplatz abziehenden DemonstrantInnen durch die Wallnergasse in Richtung Ring gegangen. Bei der Straßensperre in der Herrengasse wurde getrommelt, getanzt und gelacht. Ich habe einige Fotos gemacht und mich anschließend durch die Bankgasse zum Josef-Meinrad-Platz (neben dem Burgtheater) bewegt.
Quer über die Löwelstraße waren Absperrgitter aufgestellt und ein paar PolizistInnen postiert. Allerdings waren die beiden Elemente in der Mitte der Fahrbahn geöffnet. Einige Meter davor ist ein Pkw (Alfa Romeo) in Fahrtrichtung Ballhausplatz, mit laufendem Motor gestanden. Nachdem immer mehr Menschen aus der Bankgasse auf den Platz geströmt sind, haben sie sich rund um das Fahrzeug verteilt und es wurde eine Sitzblockade um den Pkw gebildet. In der Folge gab es Verhandlungen zwischen Einsatzleiter der Polizei und DemonstrantInnen, zeitgleich sind vom Ballhausplatz einige Trupps PolizistInnen gekommen. Kurz darauf kamen aus der Bankgasse Polizeitruppen und haben die Bankgasse sowie die Löwelstraße abgesperrt. Der Polizeikessel (das Umstellen einer Personengruppe durch PolizistInnen) war bis auf eine Ausweichmöglichkeit zugezogen. Den Umstand, daß man nur mehr über den Josef-Meinrad-Platz den Ort verlassen konnte, veranlasste einen Teil der Personen sich im Arkadengang und an der Seite des Burgtheaters in Richtung Ring zu bewegen. Plötzlich ist ein Trupp grau uniformierter PolizistInnen (Einsatzeinheit Wien) von der Vorderseite des Burgtheaters herangestürmt. Sie wollten die DemonstranInnen am Weggehen hindern. Ein Großteil hat rechtzeitig zu laufen begonnen und konnte am Ring den PolizistInnen entkommen. Zwei junge Männer jedoch wurden in den Arkaden des Burgtheaters von PolizistInnen überrannt, zu Boden geworfen und unmittelbar danach sind drei oder vier der PolizistInnen auf den Männern gekniet.
Als ich fotografierend näher kam, ist ein Polizist der Truppe mit erhobenen Schlagstock auf mich losgestürzt. Ich konnte noch rechtzeitig meinen Ausweis zücken, habe ihn vors Gesicht gehalten und geschrien: “Presse!”
Er hat kurz innegehalten, dann hat er mir mit beiden Händen einen Stoß versetzt und gebrüllt: “Schleich di!”
An der Vorderseite des Arkadendurchgangs hatte sich ebenfalls ein Trupp dieser Einheit postiert. Sie haben alle, die ihnen zu nahe gekommen sind, fotografieren oder filmen wollten, weggestoßen und immer wieder gesagt: “Verschwindet!”
In der Zwischenzeit waren weitere Einheiten der Polizei eingetroffen, sie postierten sich in Doppelreihe vom Burgtheater bis zum Zaun des Volksgartens. Somit war der Kessel um die Menschen und den umringten Pkw geschlossen. Niemand wurde rein oder rausgelassen.
Am Ring verteilt befanden sich noch einige hundert Menschen, die sich unterhielten, hin und wieder ein paar Parolen skandierten, umhergingen und die Lage beobachteten. Plötzlich kam Unruhe in die Menschenansammlung, zwei Männer hatten begonnen, die DemonstrantInnen zu beschimpfen. Der eine hatte zuvor Fotos gemacht und dann aus dem Nichts zu schreien begonnen: “Linkes Gsindel, eich haums ins Hirn gschissn” und ähnliche Ausdrücke spuckte er den Menschen in seiner Umgebung ins Gesicht. Und dann: “Ich bin ein Nazi! Heil!” und er streckte seinen rechten Arm in die Höhe. Der andere Mann, der kleinere von den beiden, hat ebenfalls geschrien: “Ich bin ein Nazi!” Er beschimpfte und stieß wahllos Menschen, die in seiner Nähe waren.
Die DemonstrantInnen reagierten besonnen, sind zurückgewichen und haben “Nazis raus!” zurückgeschmettert.
Dieser Vorfall spielte sich in Hör – und Sichtweite der Polizeisperre ab, hinter welche die beiden Männer kurz darauf verschwunden sind.
Nachdem weitere Polizeitruppen eingetroffen sind und die Absperrung verstärkt hatten, war die Situation wieder entspannt. DemonstrantInnen führten Gespräche mit PolizistInnen und Fotos wurden gemacht.
Ich bin herumgegangen, habe fotografiert und mit verschiedenen Menschen Gespräche geführt. Da habe ich einen jungen Mann unter einem Baum zusammengekrümmt sitzen gesehen. Es stellte sich heraus, dass es einer der beiden Männer war, die im Arkadendurchgang niedergeschlagen wurden. Er befand sich in einem schockartigen Zustand und wirkte sehr verzweifelt. Äußere Verletzungen konnte ich nicht sehen und nachdem ich ihm Wasser zu trinken gegeben hatte und ruhig zu sprechen begann, beruhigte er sich etwas und erzählte mir kurz, was ihm geschehen war. Er war kurz vor dem Stiegenabgang, als ihn die heranlaufenden Polizisten zu Boden rissen und festhielten. Wie lange er dann festgehalten wurde, was sie im Detail mit ihm gemacht und ob sie seine Daten hatten und er eine Anzeige bekommen würde, darüber konnte er keine Angaben machen. Er sagte lediglich: “Die haben mich niedergeschlagen und dann haben sie gesagt, ich soll mich schleichen!”
Mittlerweile hatten sich ein paar hilfsbereite Menschen eingefunden, die sich um den jungen Mann kümmerten und zur nächsten Sanitätsstelle begleiteten.
Da ich weder in den Polizeikessel hineingelassen wurde, noch Auskunft darüber bekommen konnte, was weiter geschieht, bin ich den Ring entlang, am Parlament vorbeigegangen und konnte erkennen, dass bei der Bellariastraße ein weiterer Polizeikessel gebildet wurde.
Über diesen Abschnitt des Abends lesen sie bitte im dritten Teil weiter.
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