Proteste rund um den Akademikerball
Eine Nachbetrachtung
Am Freitag, den 1. Februar veranstaltete die FPÖ den sogenannten Akademikerball (WKR-Ball). Unter neuem Namen fand in der Hofburg abermals die Vernetzung von internationalen Rechtsextremen und HolocaustleugnerInnen statt.
Verschiedene Organisationen hatten Demonstrationen und Kundgebungen für den Ballabend angemeldet und durchgeführt.
Vor Veranstaltungsbeginn bin ich am Christian – Broda – Platz eingetroffen und habe anschliessend den Demonstrationszug durch die Mariahilfer Straße über den Ring bis zum Heldenplatz begleitet. Rund 1300 Personen machten diesen Protestzug zu einem stimmgewaltigen und kräftigen Zeichen des Widerstands gegen Rechtsextremismus. Diese Veranstaltung, wie auch die anderen angemeldeten Demonstrationen und Kundgebungen, verliefen friedlich und ohne Zwischenfälle, wie auch Polizeisprecher Roman Hahslinger bestätigte.
Zahlreiche Redebeiträge und Musik gab es bei der Veranstaltung auf der Bühne am Heldenplatz. Moderiert von Alexander Pollak (SOS Mitmensch) hatten folgende KünstlerInnen Judith Brandner, Werner Brix, Seher Cakir, Serge Falck, Franzobel, Lydia Mischkulnig, Gerhard Ruiss, Hans-Henning Scharsach, Richard Schuberth, Linda Stift, Katja Sturm-Schnabl, Vlademir Vertlib, Alexia Weiss und Olga Flor Reden gehalten.
“FPÖ und Burschenschaften sind fest eingebunden in ein weit über Österreichs Grenzen hinaus reichendes Neonazi – Netzwerk, dessen menschenverachtende Inhalte und offen zur Schau gestellte Gewaltbereitschaft einen unverhüllten Anschlag auf die Menschenrechte darstellen und in der demokratischen Kultur ohne Beispiel sind.” (Hans-Henning Scharsach: Strache – Im braunen Sumpf).
Ein Zeichen gegen diese Ideologie und ihre VertreterInnen zu setzen war der Zweck der Veranstaltungen und in diesem Sinne konnte die Zivilgesellschaft an diesem Abend ihre Ziele umsetzen.
Nach Veranstaltungsende habe ich noch einen Rundgang durch die Innenstadt gemacht. Ein großes Polizeiaufgebot, mit Trettgittern abgesperrte Straßen und einzelne Gruppen von Demonstranten bildeten das Straßenbild.
Beim Meinl am Graben wurde ich Zeuge eines “Polizeikessels” – einen Bericht einer Betroffenen gibt es hier:
http://kurier.at/chronik/wien/vom-schaulustigen-zum-gewaltbereiten-aktivisten/3.090.247
Ja, ich habe einige umgeworfene Blumentöpfe in der Innenstadt und die Spuckattacke auf eine Ballbesucherin auf Video gesehen, aber die Presseaussendungen und Beiträge auf sozialen Netzwerken, die in der Folge von der FPÖ ausgingen, zeigen in welchen Biotop aus Lügen, Hetze und Paranoia ihre Propaganda entsteht. Nachdem der EU Abgeordnete Andreas Mölzer rote Farbe ins Gesicht bekommen hatte, wurde von der FPÖ die Nachricht verbreitet, daß er schwer verletzt worden sei. Zeitgleich berichtete Mölzer jedoch vom Ball, wie gut er sich unterhalte und man kann sich sicher sein, daß er seinen Farbklecks auf der Stirn mit Stolz vorführte, als hätte er das “Eiserne Kreuz” erhalten.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf das Interview mit dem Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl verweisen:
“Das klingt ganz so, als glaubten Sie, das seien bewusste Provokationen gewesen?
Wenn hohe Funktionäre kurz vor dem Ball in ein Lokal außerhalb der Sperrzone essen gehen, obwohl sie wissen, dass Tausende unterwegs sind, die mit dem Ball nicht einverstanden sind, liegt die Vermutung nahe. Ich glaube, man sucht jetzt einen Sündenbock dafür, dass der Ball heuer kein großer Erfolg war. Das haben sich die Wiener Polizisten aber nicht verdient.”